Wie in anderen Städten und Gemeinden im Fichtelgebirgsraum feiert die Hohenberger Schuljugend ihr Wiesenfest. Diese Wiesenfeste, die aus dem um 1800 gefeierten Gregoriusfest hervorgegangen sind, werden erstmals 1823 in Hohenberg genannt. Sie zählen damit zu den ältesten Wiesenfest-Feiern im Sechsämterland.

In der »Alten Registratur« im Stadtarchiv Hohenberg befindet sich ein Schriftstück, in welchem der planmäßige Ablauf des ersten Hohenberger Wiesenfestes ersichtlich ist.

Da heißt es:
Zur Feier des Schulfestes in Hohenberg am 19. Oktober 1823
„Die Feier des Schulfestes von der Schuljugend der Pfarrgemeinde Hohenberg beginnt am Sonntag Nachmittag, den 19. Oktober, nachdem die Gesamtgemeinde acht Tage zuvor dringend dazu eingeladen worden ist. Damit nun dasselbe mehr Solennität (= Feierlichkeit) erhält, so werden aus den umliegenden Orten, die als Freunde einer solchen Festlichkeit bekannten Personen durch eigene Visitenkarten noch besonders dazu eingeladen. Am gedachten Sonntag ist wie gewöhnlich Früh-gottesdienst, der jedoch zeitig beginnt, damit er bald geschlossen werden kann, um Zeit zu gewinnen, sich bis 12 Uhr bestimmt zu versammeln. Das Geläute aller Glocken versammelt die sämtlichen Glieder bei der Kirche, von wo aus dann der Zug auf nachfolgende Weise beginnt. – Die Musik eröffnet den Zug, dieser folgen dann die Schulkinder von Fischern, Sommerhau und den einzelnen Häusern, an die sich dann die Kinder aus dem Markte anschließen. Nun kommen die Ortsvorstände, in deren Mitte sich der Lehrer befindet, dann der Lehrer aus dem Markte, begleitet von den Bevollmächtigten und zum Schluß der Pfarrer, dem zur Rechten der Vorstand des Magistrats, zur Linken der Kirchenpfleger geht, umgeben von den sämtlichen Räthen, dann machen die übrigen Gemeindeglie-der den Beschluß.

So bewegt sich der Zug langsam hinab ins Bad auf den Circusplatz, wo die Schuljugend einen Kreis schließt und von Musik sanft begleitet den 1., 2. und 7. Vers aus dem Liede im Neuen-Gesangbuch singt, Nro. 589 »Gott will, wir sollen uns der Jugend und jederzeit des Lebens freuen ..

Am Ende des letzten Verses ermahnt mit einigen Worten der Lokalinspektor die Kinder, auch in der Freude ihre Menschenwürde nicht zu vergessen. Dann überlassen sie sich ungestört dem Tanze und den jugendlichen Spielen. Damit indessen kein unangenehmer Vorfall sich ereignet, so hat das Magistrat als Polizei-Behörde das Geeignete deshalb zu besorgen, jedoch streng zu verfügen, daß selbst das fehlende Kind – gefällig und nicht rauh zur Ordnung verwiesen werde. Zum Trinken wird dem Kinde eine halbe Maas Bier abgereicht. Am Abend als Abendessen bekommen sie Caffee oder sonst etwas nebst Brod, wozu das Getreide von den Gemeindegliedern geliefert wird.

Der Magistrat nimmt auf besonders gebauten Sitzen – nach Belieben theil am Feste und genießt das, was die Kinder auch erhalten. An die Fremden wird das Bier gegen Zahlung abgegeben. Das Ende des Festes ist um 10 Uhr nachts, da es ohnehin Mondlicht giebt und hoffentlich die Witterung selbst günstig seyn wird. Jedoch können hierin so wie in den nach ergehenden Anordnungen, Ausnahmen gemacht werden, dürfen aber dem Feste in keiner Hinsicht Eintrag thun. – Die Schulkinder unter sich haben bei ihrem Vergnügen keine Rangordnung, »der Herr ist wie der Diener und der Diener wie der Herr

Auf diese Weise nun, erfolgt alles nach der allerhöchsten Kgl. Verordnung, welche die Feier der Schulfeste betrifft und der zur Folge wird auch das Kgl. Landgericht darüber in gebührende Kenntnis gesetzt werden, damit kein Anstand obwalten kann. Möge nun diese erste Feier der Absicht entsprechen und in den Herzen derjenigen, die das Alte ehren, aber es für keine Sünde halten, das Neue daran zuknüpfen und dasselbe dadurch dem jetzigen Zeitgeiste anzupassen, den aufrichtigen Wunsche erzeigen, daß diesem (Feste) noch mehrere folgen mögen. Deus bene valet.“

Weitere frühe Nachrichten vom Hohenberger Wiesenfest mit hohen Besuch und illustren Gästen entnehmen wir dem »Notizbuch« vom Schuljahr 1835/36:

Schulfeste und Schulfeierlichkeiten, z. B. Wiesen- und Gregoriusfeste, Prüfungen und Preisverteilungen

Die früher eingeführten Fastnachts-Tänze werden nicht mehr geduldet und sind bereits gänzlich aufgehoben. Dagegen aber wird das Wiesenfest zur gehörigen und guten Jahreszeit hier abgehalten. Das im verfloßenem Jahre nahm seinen Anfang den 18ten July und endigte den 19ten July 1835.

Als bevorzugte Gäste waren:
Seine Maj. der Prinz Mitregent Friedrich von Sachsen,
deßen Gemahlin Ihre Maj. Prinzessin von Bayern,
Seine Maj, Prinz Wasa von Schweden,
Ihre Maj. Prinzessin von Wasa aus Schweden
nebst einigen Ministern und Cammerherren aus Schweden und Sachsen,
die Herren Grafen und Frau Graefinnen v. Zedtwitz aus Liebenstein u. Asch
hier gegenwärtig.

Die »ältesten« Hohenberger Wiesenfest-Feiern wurden „im Bad auf den Circusplatz hinab“ (wo ?), dann noch bis zur Jahrhundertwende auf dem heute sogenanntem »Alten Wiesenfestplatz« (an der Straße nach Fischern gelegen) abgehalten. Dieser in der Nähe der Carolinenquelle idyllisch gelegene Platz mit seiner herrlichen Aussicht ins Egerland lud förmlich dazu ein, »Feste auf der Wiese« zu feiern.

Unter Schatten spendenden Bäumen – der Platzeingang wurde durch zwei mächtige Silberpappeln markiert – wurde wohl so manche kühle Maß geleert. Einen Nachteil hatte jedoch dieser Platz – er war von der Ortschaft zu abgelegen. Im Falle eines Brandes im Ort hätten Löscharbeiten verzögert werden können.

Die Marktgemeinde entschloss sich daher, einen Festplatz in Ortsnähe zu finden. Die Lösung fand sich dergestalt, dass am 8. Oktober 1894 durch einen Grundstückstausch »Oberen Sand« gegen ein Grundstück im »Hopfenrangen«, Besitzer Johann Stöhr, der heute noch genützte Wiesenfestplatz hinter dem Rathaus entstand. Laut Magistratsprotokoll wurde am 19. Juli 1896 das Wiesenfest auf den neuem Wiesenfestplatz gefeiert. Bereits 1903 wurde der Platz auf der „Krippnerseite“ eingezäunt, „..da durch dessen Gartentür Besucher eintraten, ohne Eintritt zu bezahlen…“. Einige Monate später wurde der Brandschutt des großen Brandes im oberen Markt (Dezember 1903) dazu verwendet, als Aufschüttung den Platz an der Nordseite zu vergrößern. Das schöne Kastanienrondell wurde sicherlich um diese Zeit angelegt.

Ab 1896 wurden auf diesem Platz nun die jährlichen Wiesenfeste – zwar mit Unterbrechungen – bis heute veranstaltet.

Dass nicht nur hohe Herrschaften, sondern auch das Gesinde gerne am Hohenberger Wiesenfest teilnahmen, erfahren wir durch Aufzeichnungen aus einem Raithenbacher Dienstboten-Lohnbüchlein. Da bekommt der Großknecht Johann Gebhardt im Jahre 1896 3 Mark zum Hohenberger Wiesenfest und 1 Mark zum Schirndinger Wiesenfest (Sechsämterland, S. 1411).

Die Wiesenfeste wurden bis 1939 für die Schuljugend durchgeführt. In der Zeit des 3. Reiches feierten die Schulkinder wie eh und je mit Festzug durch die Straßen der Stadt, Ansprachen der Offiziellen und Spielen der Schulkinder (Armbrustschießen, Hahnenschlagen etc …. ). Dem Zeitgeist entsprechend zogen auch Schulabteilungen im Festzug mit, die mit Stahlhelm-Attrappen aus Pappmache kostümiert waren.

Der 2.Weltkrieg und die Nachkriegszeit unterbrach aus verständlichen Gründen die Reihe der Wiesenfeste. Man hatte weiß Gott andere Sorgen.

Am 17. und 18. Juli 1949 feierte Hohenberg nach 10-jähriger Pause wieder sein traditionelles Wiesenfest. Metzgermeister Christian Kaiser, Christian Wilhelm von der Pfeiffermühle und Willi Köppel sorgten mit »Festwagen« für die nötigen Attraktionen im Festzug. Die Schulkindern marschierten  in verschiedenen Gruppen, die Themen aus der deutschen Sagenwelt nachstellten.

Ab dem Wiesenfest 1950 bewiesen die örtlichen Vereine und Organisationen Gemeinschaftssinn und erstellten für den Festzug, meist unter dem Motto »Märchen« Begeisterung erweckende Festwägen.

Ein völlig neues Gesicht bekam das Wiesenfest 1957 dadurch, dass einmal der aus Hohenberg stammende Berufsschuldirektor Julius Neidhardt ein auf historischer Grundlage basierendes kleines Festspiel verfasste, das dann als Auftakt zum Wiesenfest auf dem Burgplatz seine Premiere erlebte, zum anderen dadurch, das durch die Firma Feiler und Co. (und hier hauptsächlich durch Herrn Erhardt Schwedt) für alle am Festzug und Festspiel beteiligten Schulkinder Kostüme geschaffen wurden, die damals das Erstaunen aller Festbesucher hervorriefen.

Bis heute wurden historisches Spiel und Festzug mit mittelalterlich gewandeten Schulkindern beibehalten, welches immer zahlreiche Zuschauer und Besucher nach Hohenberg lockt. Zum Wiesenfest 1966 erwarb die Stadt aus dem Theaterfundus der Stadt Bamberg 16 historische Kostüme und 1972 wurden weitere 13 Hofdamenkostüme und 5 Soldatenbekleidungen von der Fa. Feiler & Co. angeschafft, die eine wertvolle Bereicherung des Festzuges darstellte.

Weniger erfreulich ist jedoch, daß das »Hohenberger Wiesenfestlied« nicht mehr von den Schulkindern vor Beginn der Spiele im Rondell gesungen wird. Text und Melodie stammt von dem Musiker und Komponisten Wolfgang Heinrich Schönauer (*1884 +1970).

(Textauszug entnommen der „Freistatt“, Bd. XIV, von Siegfried Röder)